Zack! Und die erste Hälfte des Jahres ist schon wieder vorbei: Zeit für einen kleinen Rückblick und viele kleine und große Glücksmomente im Juni.
Halbzeit. Die Hälfte des Jahres ist vorbei, und was für eine. Kaum hatte das Jahr richtig angefangen, lag es schon wieder brach. Pandemie, Lockdown, Quarantäne & Maskenpflicht – wir haben plötzlich locker-lässig mit Begriffen jongliert, die es noch im Januar in meinem Sprachgebrauch so nicht gab. Halb Deutschland mutierte zu Hobby-Virologen, die andere Hälfte kokettiert mit den Aluhüten, als ob sie zu lange an Attila Hildmanns Kräutermischungen geschnuppert hätte. Und was ist eigentlich wirklich Sache? Genau weiß es niemand, es gibt keine Gewissheit, keine Planbarkeit mehr. Die zweite Welle – kommt sie oder kommt sie nicht? Wo bricht sie als Erstes? Wie schafft man es, sich nicht verrückt machen zu lassen, aber trotzdem ein Stück weit Normalität zuzulassen? Der sogenannte „Tanz mit dem Tiger“ – wir alle müssen die Schritte erst lernen.
Dazu weitere Spaltungen in der Gesellschaft, die Rassismusdebatte. Oh, 2020 – bisher bist Du eine ganz schöne Herausforderung.
Ein Grund mehr, sich auf die kleinen Dinge zu fokussieren, Dinge die MEINEN Juni zu dem bisher schönsten Monat 2020 gemacht haben. Here we go – ein Rückblick:
1. Coronalage – Stand Juni 2020
So- und ich hoffe jetzt mal ganz stark, dass dies der letzte Monatsrückblick ist, der mit dem C-Wort beginnt. Und auch wenn das Virus vielleicht nicht mehr unbedingt einen Premium-Platz in meinem Kopf und in den Nachrichten einnimmt (es gibt KEINEN Corona-Brennpunkt mehr nach der Tagesschau – habt ihr es bemerkt?), ist es doch immer noch ganz schön präsent in unserem Alltag.
Guten Tag, ich will mein Leben zurück…
Dieser Satz zwar stammt ursprünglich von der Band „Wir sind Helden“, aber mal ehrlich – wer von uns hat ihn in den letzten Wochen und Monaten nicht auch mantraartig vor sich hingebetet, oder wenigstens gedacht?
Jetzt im Juni gab es zumindest bei uns das erste Mal wieder einen Anflug von Normalität. Alte Normalität, neue Normalität – ich weiß es nicht genau. Irgendwas dazwischen, und auch wenn sie sich das „neue“ alte Leben teilweise noch komisch anfühlt: langsam aber sicher kommt es wieder! Wie sehr ich Abende mit Freunden oder einen Kurztrip mit dem Bus tatsächlich vermisst habe, ist mir erst klar geworden, als es plötzlich wieder erlaubt war. Deswegen hat der Sundowner Pfingsten in Heiligenhafen auch Symbolcharakter, und das gleich doppelter Hinicht: das erste Mal wieder „auswärts“ und ein Treffen mit alten Freunden, die wir letztes Jahr Pfingsten das letzte Mal gesehen haben.
2. #blackouttuesday oder Alltagsrassismus in Deutschland: eine kleine Selbstanalyse
Mai 2020: in den USA wird der junge George Floyd von einem Polizisten auf brutalste und menschenverachtendste Weise getötet. Die Folge: schwere Rassenunruhen in den USA. Nichts unbedingt Neues. Was aber neu war war die Reaktion der Welt: schwarze Quadrate auf allen Social Media Kanälen, gemeinsames Schweigen als Zeichen der Solidarität. Auch mein Instagram-Account blieb schwarz. Aber das sollte nicht alles gewesen sein. Denn wie viele andere auch, hab‘ ich mich der (unbequemen) Frage gestellt, wie ich eigentlich zu dem Thema stehe. Und ich meine WIRKLICH stehe. „Rassistisch? Ich?“ – noch vor zwei Wochen hätte ich diesen Vorwurf wahrscheinlich empört von mir gewiesen. Aber hab‘ ich mich wirklich jemals ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt? Also wollte ich lernen und versuchen, zu verstehen. Und wenn man ein bisschen in die Materie einsteigt, wird einem sehr schnell vieles klar:
„Rassismus ist die Norm, und nicht die Abweichung“
TrBÄM! Ein Satz der mich zutiefst geschockt hat. Und das Schlimme, der Rassismus steckt so tief drin in unserer weißen Sozialisierung, dass wir ihn nicht einmal bemerken.
„Hautfarben interessieren mich nicht, da mache ich keinen Unterschied“ – auch dieser Satz hätte von mir stammen können. Wie sollten mich aber Hautfarben auch tangieren: als Bewohnerin von Happyland, als Weiße unter Weißen in einer Gesellschaft, die für Weiße gemacht ist. Stigmatisierung bzw. institutionelle und strukturelle Benachteiligung ist für mich/uns so fremd wie Taktgefühl und Anstand für Donald Trump.
Und auch wenn ich damit jetzt vielleicht nicht viel Neues verrate: Mir hat das Buch „Exit Racism“ tatsächlich ein Stück weit die Augen geöffnet. Gibt’s als Hörbuch unter anderem bei Spotify und ich kann es jedem nur wirklich ans Herz legen. Die Zeit ist wirklich gut investiert, auch oder vielleicht grade, weil es an einigen Stellen unbequem ist.
Die Quintessenz: die weiße Happyland-Legitimationsbrille, die WIR alle auf haben, wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die Liste ein sogenannten „white privileges“ der Rucksack, den wir mit uns rumschleppen.
Wir werden also mit Vorurteilen groß – aber wie gelingt es uns, diese wieder abzubauen? An welcher Stelle kann ich ansetzen?
Um Rassismus zu dekonstruieren, müssen wir ihn zuallererst zum Thema machen. Verbündete werden. Wie das geht verraten die Mädels von „Wir müssen mal reden“ in ihrem How to be an Ally-Guide. Auch den kann ich jedem nur ans Herz legen.
Man sagt, dass Krisen ja immer das Beste und das Schlechteste im Menschen hervorbringen. Ich weiß für mich, dass ich ab jetzt mit deutlich offeneren Augen durchs Leben gehen werde. Mich noch mehr trauen werde, den Mund aufzumachen und Position zu beziehen, wann immer es nötig ist. Verbündete werden. Und vielleicht ja auch den/die Eine(n) oder Andere(n) dazu inspirieren, dies ebenso zu tun.
3. #backontrack: eine kleine Auszeit in Dänemark
Auch wenn wir es hier oben wahnsinnig gut haben zwischen Nord- und Ostsee: So das ganz richtige Urlaubsgefühl kehrt bei mir erst ein, wenn ich auch tatsächlich im Ausland bin. Wenn ich an der Grenze mindestens einmal hektisch nach meinem Pass gekramt habe, die Supermärkte anders aussehen & man jeden Tag Kuchen kauft, weil der dänische Bäcker einfach den Besten macht.
Und dadurch, dass Schweden (zumindest für uns) als Reiseziel erstmal ausfällt, dafür aber Dänemark ja netterweise die Grenzen wieder aufgemacht hat, stand schnell fest, dass wir zumindest ein paar Tage bei unseren nördlichen Nachbarn verbringen. Langsam wieder rantasten an das Leben unterwegs, war die Devise. Camping in times of Corona – wie autark kann/muss man sein, wie funktioniert das Spiel mit Abstand und social Distancing – ich gebe zu, dass wir uns darüber im Vorwege schon so unsere Gedanken gemacht haben. Zumal wir mit unserer kleinen Miss ja auch eben nicht autark, sondern auf gewisse facilities wie WC etc. angewiesen sind.
Aber diese Sorgen wurden uns glücklicherweise schnell genommen und wir konnten unseren Kurztrip nach Dänemark so genießen, dass der zweite bereits in Planung ist. Und als kleinen Service gibt’s hier noch einen kleinen Hinfahrtipp für alle Camper:
Vanlife Romance auf dem Campingplatz Lyngvik Fyr: einer der schönste Stellplätze in Dänemark
Wenn sich 2 Tage Urlaub in Dänemarks Dünen anfühlen wie ein ganzer Urlaub…
So ähnlich habe ich einen Instagram-Post überschrieben, und genauso fühlt man sich auf dem Campingplatz Lyngvik Fyr. Wir sind Wiederholungstäter und immer wieder aufs Neue begeistert. Der Platz ist aber auch wirklich einer der schönsten Stellplätze, die ich kenne. Eine weitläufige Anlage, direkt am Fuße der Dünen gelegen, dahinter der längste und weißeste Sandstrand ever und mit einzigartigem Blick auf den Lyngvik Fyr (wer weiß wie sehr ich Leuchttürme mag, dem ist auch klar, dass das alleine schon ein überzeugendes Argument ist).
Der Platz ist nicht parzelliert, sondern man sucht sich selber aus, wo man stehen möchte. Mit Glück ergattert man noch einen der Außenplätze, eine eigene Kuhle in der Dünen, was sich fast so anfühlt wie frei stehen.
Aber Vorsicht, der Untergrund ist logischerweise sandig, und auch wenn‘ s noch so verführerisch aussieht: man sollte schon ein bisschen gucken, wie weit man sich in die Dünen hineintraut. Hat man aber erstmal den perfekten Platz gefunden (und davon gibt es hier Einige!) und sich gemütlich eingerichtet, steht dem perfekten Campingglück nichts mehr im Wege. Mit einem Sundowner in der Hand und dem einzigartigen Geruch des Heidekrauts in der Nase auf den Sonnenuntergang zu warten ist einfach spektakulär und durch nichts zu toppen.
Je nachdem, wie sich dieser Sommer noch entwickelt: Dänemark wird uns auf jeden Fall wiedersehen. Holmsland Klit, aber auch Römö, die Jammerbucht, Fünen oder Seeland stehen auf unser Hinfahrliste ganz weit oben.
4. eine kleine Landpartie: Schlei, Schlei und nochmal Schlei
Kleinere Ausflüge haben wir natürlich auch gemacht. Viele sogar, und die meisten tatsächlich in die wunderschöne Schleiregion. Dass dies eventuell der deutscheste Sommer ever für uns wird, hab‘ ich ja an anderer Stelle bereits angemerkt, also haben wir die alten Wanderkarten meines Vaters wieder hervorgekramt und entdecken grade unsere schleswig-holsteinische Heimat neu. Besonders die Schlei hat es uns getan, da kennen wir am Ende der Saison wahrscheinlich jeden Quadratzentimeter.
Aber die Region bietet auch einfach wahnsinnig viel: Kleine, versteckte Buchten, Bilderbuchörtchen, hübsche Cafes und ganz viel maritimes Flair. Und das Ganze nicht mal eine Stunde von der eigenen Haustür entfernt – was will man mehr?
Wenn Ihr wollt, nehme ich Euch mit: auf eine Rundwanderung um den wunderschönen Ort Sieseby oder auf einen kleinen Bummel durch Arnis, die übrigens mit grade mal 300 Einwohnern die kleinste Stadt Deutschlands ist – wusstet Ihr das?
Und was ist sonst passiert bzw. nicht passiert?
Noch ein paar Dinge, die mir den Juni versüßt haben, bzw. mir den Juni versüßen sollten, geplant waren und aus den unterschiedlichsten Gründen nicht passiert sind.
Willkommen zurück im Sozialleben!
Oben schon kurz erwähnt, aber wie schön ist das bitte? Ein lang verschobenes Frühstück mit Freundinnen, Sundowner mit meinen Mädels, oder ein Dinner zu zehnt: Gefühlt ist alles plötzlich möglich. Wir hatten sogar schon den liebsten Übernachtungsbesuch, ich war auswärts essen (allerdings draußen) und neulich habe ich sogar vorsichtig gewagt, eine Freundin zu umarmen. Skurril, dass dies überhaupt erwähnenswert ist, aber all das tut einfach gut. Trotzdem bleiben wir natürlich vorsichtig und ich hoffe, dass es alle anderen auch tun.
#50bookschallenge
Halbzeit bei der „50bookschallenge„. Yeah! Und ich bin richtig gut dabei, wer hätte das gedacht? Wenn ich so auf meine Liste gucke (die ich natürlich brav führe, damit ich Euch hinterher auch Rede und Antwort stehen kann), bin ich tatsächlich bei bummelig 25 Büchern angekommen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe.
Welche genau das waren, welche ich empfehlen kann und welche mich am meisten überrascht oder beeindruckt haben, werde ich in den nächsten Tagen nochmal in meinem gesonderten Post zusammenfassen, also stay tuned.
Und was nicht passiert ist:
- ich war immer noch nicht beim Friseur, dafür hab‘ ich meine Wunschfrisur aber schon ewig auf dem Handy gespeichert. Ich wäre also bereit.
- mein Pullover ist auch immer noch nicht fertig gestrickt. Jetzt fehlt aber auch nur ein Bündchen und ich setze ganz stark auf den Juli.
- Ich habe immer noch keinen neuen Sauerteig-Versuch gestartet, werde aber bei jedem selbstgebackenen Brot nervös, dass in meinem Instagram-Feed aufploppt (und das sind nicht Wenige, ich sag’s Euch. )
- Wir haben kein Mittsommer in Schweden gefeiert. Zum Einen weil wir gar nicht gefahren sind, und zum Anderen weil auch Schweden vernünftigerweise reagiert und alle Mittsommerfeste abgesagt hat.
- Kaum zu glauben- aber ich habe tatsächlich noch nicht in der Ostsee gebadet. Passte irgendwie nie – dafür aber diverse Male in der Nordsee und es war herrlich!
Hach, Juni. Du warst um so vieles besser als Deine Vorgängermonate und ich hab‘ Dich sehr gemocht. Lass‘ den Juli doch jetzt einfach bitte so weitergehen, denn ich bin lange noch nicht gesättigt: von lauen Sommernächten, die kaum enden, Kurztrips an die Nordsee oder Sundowner am Strand. Da groß Planen nach wie vor nicht angesagt ist, hoffe ich einfach auf viele kleine und große spontane Glücksmomente.
Und genau die wünsche ich Euch auch.
Habt alle einen fantastischen Sommer, genießt die Zeit, das Leben und habt’s hübsch
Eure Britta
Achja, noch irgendwas: Vielleicht ging’s nur mir so, aber ich fand, dass in diesem Jahr die Blumen nochmal schöner geblüht haben als sonst! Ironie des Schicksals?
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