eine kleine Landpartie: Die Fischersiedlung Holm bei Schleswig
Ich bin ja ein Kind des Nordens, und durch meinen Vater, der als Vermesser gefühlt jeden Stein hier im Lande dreimal umgedreht hat, auch schon seit frühester Kindheit ausgiebigst in Schleswig-Holstein unterwegs gewesen. Vor allem an der Westküste und den nordfriesischen Inseln, wo wahrscheinlich auch meine große und bis heute ungebrochenene Nordseeliebe herrührt.
Dann kam eine Zeit, in der man Ausflüge mit den Eltern generell und die in die Region im Besonderen – eher uncool fand. Aber -und dafür bin ich meinen Eltern sehr sehr dankbar- Heimatliebe trägt man im Herzen und meine Lust, Schleswig-Holstein noch einmal ganz neu zu entdecken, ist in den letzten Jahren wieder richtig aufgeflammt.
Ihr erinnert Euch vielleicht, in meinem kleinen Ausblick für 2019 (hier) und auch meiner diesjährigen Reisebucketlist (hier) habe ich mir selber mehr Ausflüge in die nähere Umgebung verordnet, d. h. mehr Mikroabenteuer vor der eigenen Haustür, für die man weder 2 Wochen Urlaub oder unzählige Flugkilometer noch besonders viel Geld braucht.
Eine kleine Liste (what else, als notorische Listenschreiberin…) an potentiellen Zielen habe ich mir natürlich schon erstellt, und meine Erlebnisse würde ich sehr gerne mit Euch teilen.
Deswegen habe ich mir überlegt, hier auf dem Blog eine kleine Rubrik einzurichten, und unsere Touren unter der Überschrift EINE KLEINE LANDPARTIE zu sammeln – vielleicht ja auch als kleiner Anreiz für Euch, mal wieder den einen oder anderen Ausflug in Angriff zu nehmen.
Wer mich kennt, weiß, dass wahrscheinlich Wasser häufig eine Rolle spielen wird und vermutlich auch niemand Gefahr läuft, unterwegs zu verhungern. Entsprechende Anlaufpunkte werden selbstverständlich mitgeliefert!
Den Anfang macht heute Schleswig, genauer gesagt das kleine Fischerviertel Holm. Habt Ihr Lust? Dann los…
Auf geht’s: ein Spaziergang auf dem Holm!
Wie wahrscheinlich jeder, der in Schleswig-Holstein zur Schule gegangen ist, war ich zwar mehrfach im Schloss Gottorf und in Haithabu bei den Moorleichen, aber Holm stand bisher nirgends auf der Agenda.
Zum besseren Verständnis, und weil Ihr hier ja auch ein bisschen was mitnehmen sollt, ein kurzer (versprochen!) historischer Abriss:
Der Name leitet sich ab aus dänischen Wort „Holmen“ , was soviel bedeutet wie ‚kleine Insel‘-und genau das war es auch mal. Zu Gründungszeiten der Siedlung um das Jahr 1000 befand sich Holm nämlich auf einer kleinen Insel in der Schlei, durch das Holmer Noor vom Festland getrennt und war schon immer ausgestattet mit vielen Privilegien & Sonderrechten. So war es zum Beispiel ausschließlich den sogenannten „Holm-Fischern“ gestattet, in der Schlei zu fischen. Festgehalten wurde dies im sogenannten „Schleibrief“ und auch die von den Fischern gegründetete Gilde „Holmer Beliebung“ existiert bis heute.
Erst seit dem 20. Jahrhundert ist der ‚Holm‘ mit dem Land und damit mit der Schleswiger Innenstadt verbunden, trotzdem – und das macht ihn so besonders – hat er seine ursprüngliche Siedlungsform bis heute nahezu unverändert beibehalten:
Zentraler Teil ist der Friedhof der Beliebung samt kleiner Kapelle, um den sich die Fischerhäuschen ringförmig herumgruppieren. Alle Grundstücke befinden sich somit direkt am Wasser, damals wie heute unverzichtbar für den Fischfang und die -verarbeitung.
Die ganze Szenerie ist extrem beschaulich und hat ein bisschen was von Puppenstube bzw. Filmkulisse, was allerdings auch daran gelegen haben kann, dass wir an einem Sonntagvormittag hier waren und es tatsächlich sehr ruhig war. Alles ist sehr sauber, gepflegt und die meisten der kleinen Häuser haben sich auch mit viel Liebe zum Detail herausgeputzt:
Bestimmt auch ganz wunderschön im Sommer, wenn Rosen & Lavendel blühen; allerdings habe ich die Befürchtung, dass man sich die kleinen Kopfsteinpflastergassen dann auch mit deutlich mehr Menschen teilen muss.
Mich ziehen solche kleinen Durchgänge ja immer magisch an. Die meisten sind allerdings wirklich privat, was man auch unbedingt respektieren sollte.
Denn auch wenn’s ein bisschen so aussieht-der Holm ist eben kein Freilichtmuseum, sondern Wohnraum für Menschen, die sich verständlicherweise auch ein Stück Privatsphäre erhalten möchten.
An einigen Stellen kommt man aber bis zum Wasser und auch wenn viele der kleinen Häuschen heute anderweitig genutzt werden – Fischfang ist immer noch ein wichtiger Erwerbszweig auf dem Holm, was sich hier unschwer erkennen lässt und schön, dass sich der Holm hier ein Stückchen seiner Authentizität und Ursprünglichkeit bewahren konnte.
Den frischgefangenen Fisch gibt’s dann je nach Jahreszeit und Saison entweder hier auf dem Holm in der Süderholmstrasse oder direkt vom Kutter.
Informationen über das tagesaktuelle Angebot, Verkaufsorte und die Arbeit der Schleifischer holt man sich am Besten hier.
Da der kleine Fischladen sonntags offensichtlich geschlossen ist, gab’s für uns diesmal leider keinen Fisch.
Aber wie Ihr wisst, bin ich essenstechnisch ja ziemlich flexibel und auch einem schönen Stück Kuchen selten abgeneigt.
Mit Kaffee und Kuchen im Holm-Café (sehr zu empfehlen: Stachelbeer-Baiser!) beenden wir heute also unseren kleinen Trip und erklären die Ausflugs-Saison damit offiziell für eröffnet!
Fazit: Es hat sich gelohnt und vor allem aber Lust auf mehr gemacht. Und vielleicht habt Ihr jetzt auch Blut geleckt und verratet mir Eure liebsten Tipps.
Mal schauen, wo es uns dann nämlich das nächste Mal hinverschlägt. Ich hätte da allerdings auch schon was im Visier.
Und ich hoffe natürlich, Ihr seid dann auch wieder mit am Start, wenn es heißt „eine kleine LANDPARTIE“…
bis dahin, habt’s hübsch und Grüße aus dem echten Norden
Britta
Karen Albrecht meint
Liebe Britta, vielen Dank für das Vorstellen deiner wunderbaren Heimat. Die kleinen Gassen sehen wirklich entzückend aus. Schade, dass wir soweit entfernt wohnen. Aber im September machen wir uns auf nach Dänemark und dann liegt es ja quasi auf dem Weg! Ich freue mich auf weitere Tipps von dir. LG, Karen
Britta meint
Ohja, die Schlei ist wirklich immer einen Abstecher wert. Und es kommt bestimmt noch so der ein oder andere Tip aus der Region, keine Sorge 😉
Ich freue mich, Dass ich Dich inspirieren konnte und bin gespannt wie Du es findest! LG aus dem Norden, Britta
Thorsten meint
Huhu Britta
Jetzt erst durch Zufall gelesen. Wenn du weiter durch den Holm gegangen wärst , wärst du auf das Kloster zugegangen. Es ist heute ein Stift aber man kann es besuchen. Dort ist z.b. ein Klostergarten den ich empfehlen kann. Man kann bei der Tourismus Information “Ostseefjord Schleie “ eine nette geführte Tour Buchen ( nicht teuer Ca. 6 Euro) die sich lohnen. Man bekomm viel Infos über den Holm und das Kloster und kommt geführt sogar in das Kloster. Dauer Ca 2-2,5 Stunden.
Viele Grüße
Thorsten
Britta meint
oh, vielen Dank! Bis zum Kloster sind wir tatsächlich auch gegangen. Sehr schön da! Das mit der Tour wusste ich allerdings nicht, hab‘ ich mir aber fürs nächste Mal notiert. Viele Grüße von BRitta