Eigentlich hatte ich kurz überlegt, diesen Monat einfach auf einen Monatsrückblick zu verzichten. Zu wenig passiert, zu gleichförmig die Tage, zu ermüdend die ganze Situation.
Die Pandemie jährt sich – und wo es vor einem Jahr noch mantramäßig hieß „mal eben 14 Tage die Füße still halten“ und „Zoomcalls mit Aperol Sprizz auf der Terrasse sind doch auch ganz cool“ heißt es heute kollektiv „ich kann nicht mehr!“. Deswegen doch ein bisschen Gedanken-Trallafitti an dieser Stelle und vielleicht die positive Nachricht, dass ich es in diesem Monat gleich mit 2(!) Endgegnern aufgenommen habe. Ihr wollt wissen mit welchen? Prima – dann geht’s jetzt los, hier kommt (m)ein Monatsrückblick:
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Mütend im März statt schlaflos in Seattle: Life in times of Corona 2.0
„Life in times of Corona„, so habe ich einen Blogbeitrag im März 2020 betitelt, nicht im Entferntesten ahnend, dass er heute noch mindestens genauso aktuell sein würde wie damals.
Mit der einzigen Ausnahme, dass das was ich im letzten Jahr vorsichtig „hoffnungsvoll optimistisch“ genannt habe mittlerweile einem latenten Gefühl von Enttäuschung und (Corona-) Frust gewichen ist. Meistens zumindest.
Es gibt glaub‘ ich kein Wort, dass den gesamtdeutschen März 2021 mehr geprägt hat als dieses: „mütend“ – eine Mischung aus müde und wütend (bei mir ersteres mehr als das zweite). Aber trotzdem trifft es die allgemeine Stimmungslage glaub‘ ich ganz gut:
-das Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins und der Enttäuschung. Über Rückschläge in der wissenschaftlichen Entwicklung, aber auch über gebrochene Versprechen, fehlende Masken, Impfstoffe, Tests, Vertrauen usw. (Liste beliebig verlängerbar…)
-die diffuse Angst, dass unsere Regierung die Lage NICHT mehr im Griff hat und eine eh schon schwer zu kontrollierende Situation vollends aus dem Ruder läuft
-Die reelle Angst vor dem Virus an sich, vor Mutationen, aber auch Angst vor querdenkenden Mitbürgern, Verschwörungstheoretikern und der zunehmenden Verhärtung der Fronten in unserer Gesellschaft. Verrohung, fehlende Solidarität und Egomanie scheinen an der Tagesordnung und dominieren die Nachrichten.
-Das Hin- und Her um Beschlüsse, um die Wirksamkeit von Impfstoffen und Ansteckungsrisiken.
Ich glaube, ich habe im letzten Jahr zwangsläufig mehr medizinische Fachbegriffe gelernt als den vorherigen 51 Jahren meines Lebens. Und bin es sowas von leid. Und dennoch: Aufgeben ist keine Option, zumindest ein kleiner Funke Hoffnung bleibt, und ich werde mich auch weiterhin nach Kräften bemühen, das Licht am Ende des Tunnels nicht aus den Augen zu verlieren.
#Über Listen und das Haus am See:
Nach all den negativen Gedanke jetzt mal wieder was Schönes: unser Haus am See. So der Arbeitstitel unseres Schweden-Hauses. Noch hoffen wir ganz stark, dass uns „the big C“ da nicht auch noch einen Strich durch die Rechnung macht und wir wie geplant am 1. Juni die Schlüssel unseres neuen Heims in Empfang nehmen dürfen.
Viele Dinge laufen hier momentan natürlich schon im Hintergrund. Makler, Bank, Behörden – da gibt’s schon noch Einiges an organisatorischen Dingen zu erledigen und zu bedenken (falls es Euch interessiert, schreibe ich da gerne nochmal einen gesonderten Post zu) und langweilig wird uns damit garantiert nicht. Außerdem kann ich endlich wieder nach Herzenslust einer meiner Lieblingsbeschäftigungen frönen: nämlich Listen schreiben. Viele to dos und gefühlt noch mehr to shops:
Das Haus groß, und es ist vor allem leer, d.h. wir brauchen einen zweiten nahezu kompletten Hausstand. Guckt Euch mal um, das ist echt nicht wenig. Gefühlt fallen uns jeden Tag drölfzig neue Dinge ein von denen wir denken „das brauchen wir ja auch noch„! Fühlt sich weird an, macht aber auch tierisch viel Spaß.
Und statt Netflix stöbere ich momentan eben in Interior-Magazinen, Online-Shops und scroll mich stundenlang durch Pinterest.
Sorry girls, aber der Titel Shopping Queen geht diesen Monat wohl eindeutig an mich!
#21 Dinge für 2021: kurzes Update meiner Bucketlist
Anfang des Jahres hab ich hier meine Bucketlist fürs neue Jahr veröffentlicht. Das mache ich ja eigentlich jedes Jahr, gucke dann aber meist erst zum Jahresende wieder drauf und ziehe eine kurze Bilanz.
Aber dies Jahr ist eben alles anders: und ich hab‘ das Gefühl schon jetzt Einiges von der Liste streichen zu können:
- Haus in Schweden: Mission erfolgreich oder when dreams get real!
- Arbeitszimmer-Makeover: nearly done (wir warten noch auf Lampe und Tischplatte, und dann kriegt Ihr’s selbstverständlich hier auch zu sehen)
- Brotbacken: HELL YES! (mehr dazu hier)
- Gästebad streichen: Auch erledigt! Und wer uns in Zukunft besucht, pinkelt in einem Traum von Leberwurst 😉
- Yoga- bzw. Sportroutine: Klappt auch. 4-5 mal die Woche roll‘ ich die Matte bestimmt aus, und hoffe das das auch so bleibt.
- mehr Minimalismus im Alltag: Ich arbeite dran. Aber auch babysteps sind ja steps in die richtige Richtung. Wir haben uns von viel Zeugs getrennt im Rahmen unserer Renovierungsarbeiten und neu rein kommt wirklich nur das, was wir dringend benötigen oder woran unser Herz hängt. Zugegebenermaßen fällt einem das im Lockdown natürlich deutlich leichter: ausgiebiges Bummeln ist ja eh nicht, was natürlich automatisch zu weniger Kaufanreiz führt.
Ihr seht – in meinem grenzenlosen Aktionismus der letzten Monate haben wir tatsächlich so Einiges „gebacken“ gekriegt (im wahrsten Sinne des Wortes), was schon lange auf unserer Liste stand. An dem Rest arbeiten wir fleißig weiter, aber wir haben ja auch noch einige Monate vor uns.
#das große Backen oder das Duell mit gleich zwei Endgegnern:
Dass Backen ja ein Teil meiner persönlichen Corona-Resilienzstrategie ist, dürfte Euch vermutlich nicht entgangen sein (und macht sich glücklicherweise auch noch NICHT auf der Waage bemerkbar), und in diesem Monat hab‘ ich’s gleich mit zwei Endgegnern aufgenommen: dem Hefeteig und dem Sauerteig: Wer gewonnen hat? Ganz klar ich!
Den letzten Ansporn dazu hat mir tatsächlich dieses schöne Buch hier gegeben: Hier dreht sich zwar nicht alles, aber schon sehr viel um Brot. Nun ja. Aber so hab‘ ich mich tatsächlich nochmal wieder an den vermaledeiten (excuse my french!) Sauerteig gewagt, und siehe da. Beharrlichkeit zahlt sich eben manchmal doch aus. Mittlerweile wohnt ein zwar noch namenloser, aber sehr aktiver Teiggenosse im Kühlschrank und zaubert tatsächlich die leckersten Brote. Und jedesmal, wenn ich wieder eins aus dem Backofen hole, stehe ich begeistert und mit großen Augen davor wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum. Momentanes Lieblingssessen: frisches Brot mit Butter und Salz. Einfach, aber sooo gut.
Zweiter big point im Monat März: der Osterzopf! Auch etwas, an das ich mich aus Angst bisher nie rangewagt habe. Aber nach dem wirklich guten Rezept aus „Brot & Honig“ (Buch & Rezept hab‘ ich Euch hier vorgestellt) geht er mir schon fast flockig von der Hand. So ein fluffig-flauschiger Hefezopf wird natürlich auch auf unserer Ostertafel einen Ehrenplatz einnehmen. Und vielleicht ja auch auf Eurem Frühstückstisch?
#Staycation statt Vacation
Oster-Urlaub: nicht dass ich in diesem Jahr ernsthaft drüber nachgedacht hätte. Deswegen war ich auch nicht so wirklich enttäuscht, dass nichts geht. Wir werden es uns hier schon wieder schön machen, mit Ausflügen in die nähere Umgebung, vielleicht an die Schlei oder Chillen auf der Terrasse.
Vermisst habe ich allerdings unsere kleine Auszeit, die wir uns seit einigen Jahren gönnen, um den usseligen Februar abzukürzen. Einfach mal das norddeutsche Nieselwetter eintauschen gegen ein paar Tage vorgezogenen Sommer: unbezahlbar! Im letzten Jahr sind wir Anfang März grade noch so vor Corona durchgerutscht, in diesem Jahr zehren wir einfach von den Erinnerungen. Habt Ihr Lust? Dann begleitet mich doch nach Mallorca, auf eine Küstenwanderung am Fuße der Sierra Llevant. Träumen erlaubt und die Sonnencreme nicht vergessen!
#learning des Monats: Never give up!
Nicht Aufgeben oder mit Beharrlichkeit ans Ziel. Nicht unbedingt eine meiner Kernkompetenzen, ich bin nämlich die, die Sachen auch gerne in die Ecke feuert, wenn sie nicht schnell genug funktionieren. Aber ich arbeite dran. Hat mir beim Backen ja in diesem Monat ganz gute Erfolge gebracht, in anderen Bereichen struggle ich leider immer noch.
#gelesen, gesehen, gehört:
Heute mal wieder was aus dem Bücherregal: Nach meiner #50bookschallenge des vergangenen Jahres hatte ich für dieses Jahr trotz ungebremster Leselust keine großen Ziele. Was ich aber beibehalten habe: hier liegt immer ein verheißungsvoller Stapel parat, so dass es mir nie an an Lesefutter mangelt.
Braucht Ihr ein wenig Inspiration? Dann gerne weiterlesen. Das sind die Bücher die ich Euch aus den letzten Monaten ans Herz legen kann, weil sie mich entweder begeistert, fasziniert und/oder anderweitig berührt haben.
-> Ein verheissungsvolles Land von Barack Obama:
Ein Schwergewicht im wahrsten Sinne des Wortes. Auf entspannten 1024 Seiten erzählt Barack Obama die Geschichte seines politischen Werdegangs und das ist erst der erste Teil. Er zeichnet ein sehr klares Bild von einer amerikanischen Gesellschaft, wie er sie sich vorstellt, und für die er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln kämpft: Dabei ist die Liebe zu seinem Land und der Traum von einem geeinten Amerika auf nahezu jeder Seite spürbar. „Ein verheißungsvolles Land“ ist zwar ein politisches Buch, aber auch gleichzeitig ein sehr persönliches. Ich habe auch die Biographie von Michelle Obama gelesen und war daher mit den Fakten schon ein wenig vertraut, trotzdem beschreibt Obama nochmal sehr eindrucksvoll, WAS das Präsidentenamt für ihn, aber auch für die Familie bedeutet. Viel Stoff, aber sehr, sehr lesenswert, grade im Hinblick darauf , in welche Richtung sich die Vereinigten Staaten unter Donald Trump entwickelt haben.
-> Plötzlich Gänsehaut von Sophie Passmann
Nach „Alte weiße Männer“ das zweite Buch von Sophie Passmann und es ist einfach grandios, wie scharfzüngig und pointiert sie ihre Gesellschaftskritik anbringt. Fast schon endoskopisch durchleuchtet sie in diesem Fall die Generation der Millennials (sich selber natürlich einbeziehend, was es besonders charmant macht!). und legt den Finger zielsicher in die Wunden der „neuen Spießigkeit“. Obwohl selbst einer komplett anderen Generation angehörig erkenne ich mich an sehr vielen Stellen wieder, und das Buch wirkt deswegen auch an keinem Punkt sauertöpfisch-moralisierend, sondern lässt einen eher schmunzeln.
Eloquent, erbauend & selbstironisch: „Plötzlich Gänsehaut“ ist ganz großer Lesespaß für einen freien Nachmittag, regt trotzdem ein bisschen zum Nachdenken an.
-> Eurotrash von Christian Kracht
Pflichtlektüre und quasi die logische Fortsetzung des legendären Jugendromans „Faserland“ aus den 90er-Jahren. Quasi-Fortsetzung deswegen, weil hier nicht die Geschichte weiter erzählt wird, sondern der Protagonist in Eurotrash als Autor von Faserland selber auftritt und der Roman damit fast so etwas autobiographische Züge annimmt. Das schonungslose Zur-Schau-Stellen einer materiell dominierten Oberklasse wie in Faserland entwickelt sich hier allerdings weiter zu einem munteren Roadmovie, auf den sich Protagonist + todkranke Mutter begeben. Groteske Szenen, emotionale Gräben aber auch viel Feinsinniges in der ansonsten eher gestörten Mutter-Sohn-Beziehung. Deutsche Gegenwartsliteratur vom Feinsten, und von Christian Kracht wie immer brillant erzählt.
-> An Liebe stirbst Du nicht von Geraldine Dalbas-Moreynas
Das Buch erzählt die Geschichte einer ‚Amour fou‘ zwischen der Pariser Journalistin Elle und ihrem Nachbarn und Familienvater O. Fast schicksalshaft möchte man meinen entwickelt sich die Beziehung der beiden vom ersten Tag ihrer Begegnung und lässt sie seitdem nicht mehr zur Ruhe kommen. Leicht und dennoch tiefgründig, fesselnd und berührend: man möchte Mitleid haben und doch wieder nicht, aber wird unweigerlich hineingezogen in den Bann dieser leidenschaftlichen Affäre. Ein wirklich großes Buch, trotz abgegriffenem Thema, das mich fast ein bisschen atemlos zurückgelassen hat.
Vielleicht war ja für Euch der eine oder andere Tipp dabei. Freue mich aber auch immer über gute neue Empfehlungen – also verratet mir in den Kommentaren doch gerne auch eure liebsten Bücher.
Und ein kurzer Funfact aus der Rubrik „gehört“ zum Schluß:
Neulich im Radio: die Moderatorin kündigt ganz euphorisch den „Mache-einen-Spaziergang-im-Park-Tag“ an …. muuaaaahhh … Schlechter Corona-Witz, oder verfrühter Aprilscherz: das war mein erster Gedanke. Aber mitnichten, auch diesen Tag gibt es wirklich in der Liste der kuriosen Feiertage. Eigentlich auch eine sehr schöne Idee, um vielleicht bisher unbekannte Parks in der näheren Umgebung zu erkunden. Ok, Challenge accepted: Sollte es nach der Pandemie tatsächlich noch mir fremdes Terrain in näherer Umgebung geben, werde ich im nächsten Jahr auch vielleicht ernsthaft drüber nachdenken. Dieses Jahr würd‘ ich echt gerne mal was Anderes machen. Netflix vielleicht oder Brotbacken …. *Ironieoff
Soviel aus meinem März. Erstaunlich, was es dann doch immer zu erzählen gibt, wenn man gefühlt 31 Tage im Park, auf der Couch oder am Laptop verbracht hat.
Ich wünsche Euch und uns allen einen hoffnungsvollen, fröhlichen und leichteren April. Gute Neuigkeiten und vielleicht endlich das ersehnte Licht am Ende des Tunnels – ich finde, wir haben es verdient! Was meint Ihr?
Genießt die Ostertage, bleibt vorsichtig und vor allem gesund.
Habt’s hübsch,
Eure Britta
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