Normalerweise hab ich’s ja nicht so mit guten Vorsätzen und so. Nie. Auch nicht zu Sylvester oder anderen dafür prädestinierten Feiertagen.
Und wenn man dann dazu -so wie ich- auch noch ein ziemlich bequemer Mensch ist, hat das zur Folge, dass man sich irgendwann in seiner Komfortzone so gemütlich eingerichtet hat, dass der Weg raus immer schwerer fällt.
Jeder von Euch kennt von sich ja wahrscheinlich diese leidigen Sätze wie „ich wollte schon immer mal…“, “ eigentlich würd‘ ich ja gerne, aber …“, die man dann lieber ganz schnell verdrängt, oder? Und man sucht und/oder findet immer wieder Gründe, dies oder jenes dann doch nicht zu tun.
Um dieses Verhaltensmuster zu durchbrechen, braucht es entweder eine ganz grosse Willenskraft (bei mir leider Fehlanzeige!) oder einen Anstoss von aussen.
Mich hat tatsächlich ein solches „Auslöser-Moment“ dazu gebracht, irgendwann doch zum allerersten Mal in meinem Leben einen -bewusst unkonkret gehaltenen – Vorsatz zu fassen:
Raus aus der Komfortzone, den inneren Schweinehund ein wenig kitzeln und einfach mal Dinge angehen, die man noch NIE getan hat!
So ging es mir zB mit dem Thema ‚Fasten‘. Durch eine Freundin drauf aufmerksam geworden, fand ich’s bei anderen zwar immer bewundernswert, konnte es mir aber für mich und mein Leben NULL vorstellen.
Zack, da war er also wieder, der Schweinehund. Und die Bequemlichkeit hatte mal wieder gesiegt! Aber es hat in mir gearbeitet und mich nicht losgelassen. Also, kurzer Tritt noch in den Allerwertesten und dann fix gebucht.
Tatsachen schaffen – hilft bei mir nämlich oft am Besten.
Eine Woche Fastenwandern im neuen Jahr lag nun vor mir und mal ganz ehrlich, wenn schon Nicht-Essen, dann im Januar, oder?
Aber wer mich kennt und weiss, WIE gerne ich esse, kann sich ungefähr vorstellen, dass mich diese 7 Tage nichtsdestotrotz vor eine Mega-Herausforderung gestellt haben.
Mein einziger Trost war, dass es auf meine Herzensinsel ging, ich mich so sehr auf diese Sylt-Auszeit im Winter gefreut habe und eine fastenerfahrene Freundin an meiner Seite hatte.
Sehr herzlich empfangen durch das Team vom Fastenhaus Ahlers, sollte es nun tatsächlich starten, mein Abenteuer Fasten. Eine kleine Vorstellungsrunde aller Teilnehmer, eine kurze Einführung ins Thema (ich war zum Glück auch nicht die einzige ‚Ersttäterin‘) und eine grosszügige Runde Glaubersalz später, endete der erste Abend dann für alle schnell auf dem Zimmer (aus Gründen).
Auch gut so, denn die Tage hier begannen früh und mit leichtem Sportprogramm, gefühlt schon vor dem Aufstehen. Beim ‚Frühstück‘ (herrlich, wenn alle dasitzen und andächtig ihren Saft löffeln) gab’s dann einen kurzen Abriss des Tagesprogramms und die Vorstellung der jeweiligen Wanderroute. Und so ging es dann täglich endlose Kilometer über die Insel, die obligatorischen Anfangswehwehchen wie Kopfschmerzen und „Kreislauf“wurden einfach weggewandert und obwohl ich immer dachte, Sylt eigentlich gut zu kennen, sind wir in Ecken gewesen, an denen ich vorher noch nie war! Herrlich!!!
Selbst auf den Einkehrschwung brauchten wir nicht zwangsläufig zu verzichen. Statt heisser Schokolade gabs dann eben einen gesunden Saft oder heissen Tee.
Ok, macht zwar auch nicht ganz so viel Spass, ist aber besser als nix.
Und Wandern hat ja was Meditatives und Meer macht einfach glücklich, mich jedenfalls. So konnte auch das leider nicht so berauschende Wetter der guten Stimmung, in der die meisten sich befanden, etwas anhaben. Wir hatten Glück, und eine wirklich nette Gruppe erwischt, und so wurde unterwegs auch viel geplaudert und gelacht.
(funfact am Rande: ich glaub‘ ich habe allerdings noch nie in meinem ganzen Leben SO viel über Kochrezepte & Essen geredet wie in dieser Woche. Und auch lustig: unter meinen Mitfastern war tatsächlich ein Sternekoch!)
Müde gewandert (und meistens nass) kamen wir dann gegen Mittag im Haus an. Für mich hiess es dann erstmal Sauna (ich sag‘ nur: Aufwärmen) und ein kleines Mittagsschläfchen. Die Nachmittage waren frei, es gab Yoga, Massagen- und Wellnessangebote, der Strand lag vor der Tür und Westerland ist auch in fussläufiger Entfernung ( und für uns ja nun allemal, wir waren ja im Training und jeder FitBitfighter wäre vor Neid erblasst ob unserer täglichen Schrittzahl).
Abends dann wieder gemeinschaftliches „Süppchenlöffeln“, den einen oder anderen durchaus informativen Vortrag und wieder früh in die Heia.
Am nächsten Tag (und allen folgenden) dann ganz „murmeltierlike“ das Ganze von vorne! Aber so hatte diese Woche etwas herrlich Entspannendes, man musste an nichts denken, kaum Entscheidungen treffen, konnte dem inneren Lemming nachgeben und einfach der Herde folgen, wurde an die Hand genommen und alles war gut. Danke an dieser Stelle auch nochmal an unsere Fastenleiterin und Motivationskönigin Cora, ohne sie hätte ich morgens garantiert nicht bei Schneeregen und Dunkelheit meine Sportschuhe geschnürt, wäre in der Kupferkanne bestimmt dem Ruf des Kirschstreusels erlegen statt bei Schneeregen waagerecht von vorne tapfer weiterzumarschieren und hätte nicht ohne mit der Wimper zu zucken einen schönen heissen Glühwein auf der Promenade abgelehnt.
Tja, und was hat mir diese Woche jetzt gebracht?
Erstens: ich hab‘ es durchgehalten! YEAH! Und das allein fühlt sich schon mal ziemlich gut an und hat bei mir für einen ordentlichen Motivationskick gesorgt.
Für mich war das Fasten wie so eine Art ‚Reset‘ im Computer. Einmal alles auf Anfang, das Betriebssystem wieder auf Vordermann gebracht und einiges neu justiert.
Und abgesehen von +/- 3 Kilos, die die Waage schlussendlich vielleicht weniger anzeigt, gab’s für mich sehr viel Entscheidenderes, was ich aus dieser Woche mitgenommen habe: Ich bin deutlich fokussierter wieder in meinem Alltag angekommen, merke, wie sich meine Sichtweise auf viele Dinge verändert hat, und auch das Thema „nachhaltige und gesunde Ernährung“ hat sich mir hier noch mal so richtig ins Gehirn eingebrannt. Obwohl ich mich auch vorher schon damit auseinandergesetzt habe, ist mir jetzt noch klarer geworden, wievieles im Körper eigentlich zusammenhängt, und wie wichtig es ist, WAS und vor allem auch WIE wir essen. Für jemanden, der Chips, Schokolade & Kaffee liebt, und auch gerne und reichlich in seinen täglichen Speiseplan eingebaut hat, schon ’ne Umstellung…, aaaaaaaber: gut Essen muss eben auch nicht nur Verzicht bedeuten. Wenn ungesund, dann in Maßen, aber dafür in vollem Bewusstsein und mit Genuss! Und da ich eh kein besonders dogmatischer Mensch bin, kann ich damit wunderbar leben. Zumindest bis jetzt, und ich hoffe, dass das auch noch ein Weilchen anhält.
Und was ich sonst noch mitgenommen habe:
- Essen ist überwertet (manchmal), aber leider geil.
- Kino geht auch ohne Popcorn
- gutes Regenzeug ist Gold wert
- auch drölfmillionen Teesorten sind nichts gegen einen schönen Latte Macchiato am Morgen
- und last but not least: ich habe mich noch nie in meinem ganzen Leben SO sehr auf einen Apfel (!) gefreut wie am Tag des Fastenbrechens
Fazit:
Ich würde und werde es wieder tun und freu‘ mich sogar drauf!
Und ihr so?
Wann habt ihr zum letzten Mal irgendetwas zum ersten Mal getan?
Ich kann Euch nur raten, traut Euch, geht es an, denn das Leben ist schön, auch ausserhalb der Komfortzone!
In diesem Sinne,
ahoi, britta
Svenja meint
Liebste Britta, dass klingt so gut, dass ich – ICH! – fast Lust aufs Fasten bekomme… Allerdings nur fast, denn ganz ehrlich, zum Urlaub gehört es für mich einfach dazu, nicht zu verzichten ?.
LG Svenja.
Britta meint
hallo Svenja, SO habe ich auch immer gedacht und ich esse ja auch zu gerne. Trotzdem war es eine Super-Erfahrung und -wie gesagt- ich mach es bestimmt irgendwann nochmal!
Hab‘ einen schönen Tag, lg Britta
Ute Schneiderherz meint
Tapfer- und bestimmt eine tolle Erfahrung. Aber ich glaube, da hätt ich besseres Wetter für gebraucht- vielleicht den erwachenden Frühling.
Grinsen musste ich dann übrigens sehr bei diesem freudschen Vertipper „Wenn ungesund, dann in Massen, …“ *kicher*
Britta meint
der sit Svenja natürlich auch gleich aufgefallen! Und Du galubst ja nicht, WIE oft ich’s vorher durchgelesen habe…, DA muss der gute alte Freud seine Hand im Spiel gehabt haben 🙂
elke meint
Liebe Britta,
ich habe Heilfastenwandern 12 Jahre in Oy-Mittelberg gemacht. Leider oder auch nicht leider, für das Ehepaar was das Heilfasten organisiert und geleitet hat ist im Ruhestand. Auf Sylt, jederzeit wäre ich mit dabei. Könntest Du mir da eine Adresse oder Tipps zukommen lassen.
Liebe Grüße
Elke von elke.works
Britta meint
Klar! Google doch mal http://www.fasten-Sylt.de, dort war ich! Ich meine, die bieten Fastenwochen auch mit verschiedenen Schwerpunkten an, und die Kombi mit langen Wanderungen über die Insel fand ich für mich echt klasse! Liebe Grüße, Britta