Jetzt mal Hand auf’s Herz: Wer von Euch geht im Urlaub nicht auch mal gerne ein bisschen Shoppen? Kleine Gässchen, individuelle Geschäfte, die zum Stöbern einladen, aber abgesehen von meiner Leidenschaft für kitschige Kühlschrankmagnete bin ich dabei überhaupt kein typischer Souvenirkäufer und auch Klamotten müssens nicht unbedingt sein.
ABER ich bringe mir aus dem Urlaub eigentlich immer etwas für zuhause mit, ein besonders schönes Stück, quasi als Erinnerung und ein bisschen Urlaub für die eigenen vier Wände.
Über die Jahre ist da schon so einiges zusammen gekommen, immer wieder gerne natürlich Kissen oder Decken (aus rein packtechnischen Gründen, ist klar, oder?), aber ich habe auch schon Bilder, Milchkannen und andere sperrige Trödelfunde im Handgepäck nach Hause geschleppt. Und jedes einzelne Teil erinnert mich an eine tolle Reise, einen besonderen Moment oder eine schöne Begegnung. Ich liebe das!
Besonders gerne mag ich dabei Dinge, die einen landestypischen Bezug haben und die man eben nicht an jeder Ecke findet.
Aus Mallorca, genauer gesagt aus einer kleinen Töpferei in Pòrtol stammen zum Beispiel meine Lieblingskaffeebecher, die waren allerdings ein Geschenk. Aber weil mich Geschichten hinter Produkten einfach interessieren, hatte ich mir seitdem fest vorgenommen, beim nächsten Mal selbst einmal dort vorbeizufahren. Aber wie das dann im Urlaub ja immer so ist mit den nächsten Malen…, Ihr kennt das sicherlich!
Da wir jetzt an unserem Abreisetag aber noch etwas Zeit hatten und ja ohnehin noch im Entdeckermodus waren, haben wir uns nach dem Frühstück schnell auf den Weg gemacht („nur mal gucken, Schatz…“). Und von Palma aus ist Pòrtol, das so ein bisschen als Keramikhauptstadt der Insel gilt, ja auch wirklich schnell erreicht.
Grundlage für diese lange Tradition, die das Töpferhandwerk in dieser Gegend hat, sind die unzähligen Steinbrüche in der Umgebung, die den Ton lieferten und noch heute liefern.
Aber nicht nur der Ort selber blickt auf eine lange Tradition bei der Herstellung rustikaler und schöner Gebrauchskeramik zurück, sondern auch die Firma Terra Cuita selbst, die Ihr Handwerk an gleichem Standort bereits in fünfter (!) Generation betreibt.
Seit 1861 stellt die Familie von Pep Serra Crespi unter anderem diese typisch mallorquinischen Kochgefäße her, die sogenannten „greixoneras“, die auch heute noch völlig selbstverständlich in so ziemlich jedem Haushalt und Restaurant der Insel ihren Einsatz finden.
Ein Besuch in der Werkstatt gleicht somit auch einer kleinen Zeitreise: Die Ursprungswerkstatt ist noch zu fast 100% erhalten, und auch wenn die Produktion heute enorm vergrößert und mit modernen Brennöfen ausgestattet ist, ist sie immer noch ein selbstverständlicher Teil im Fertigungsprozess.
Alles wirkt ein bisschen durcheinander und zufällig, aber hier wird eben auch noch ganz traditionell mit der Hand und auf der Drehscheibe gefertigt und auch manuell glasiert. Jedes Stück, das die Werkstatt verlässt, ist somit ein echtes Unikat und mit viel Liebe und Authentizität hergestellt. Und grade die Verbindung aus traditioneller Handwerkskunst, die hier über Generationen von Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird und altem und neuen Wissen über Design, Material und Fertigungstechniken, machen die Produkte so besonders schön und einzigartig!
Ich könnte Euch jetzt hier noch viel erzählen von den unzähligen Farb- und Formvarianten, die in der gigantischen Verkaufsausstellung präsentiert werden. Und von den tollen, farbenprächtigen Mustern, die unter anderem den typisch mallorquinischen Zungenstoffen (‚tela de llengües‘) nachempfunden sind. Aber wenn ich meine Bilder so angucke, merke ich, dass ich offensichtlich doch ziemlich fokussiert war auf eine ganz bestimmte Keramikserie.
Mir gefällt hieran besonders die Verwendung von weißem Ton, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Darauf leuchten die Farben einfach noch einen Tick schöner, und gerade die Kombination mit dem Türkisgrün versetzt einen stimmungstechnisch doch automatisch ans Meer, oder?
Klar natürlich auch, dass so eine Schale diesmal im Handgepäck gelandet ist, und seitdem für ein bisschen mediterranes Feeling in unserem Zuhause sorgt!
Besonders spannend fand‘ ich auch, dass individuelle Kundenbestellungen heute einen ganz großen Teil der Produktion von Terra Cuita ausmachen. Jeder, der schon immer mal sein eigenes Geschirr designen möchte, kann sich hier voll und ganz austoben und mit den Produzenten gemeinsam an seiner eigenen Keramikserie tüfteln. Tolle Vorstellung, wie ich finde. Wer hätte nicht gerne sein eigenes und ganz persönliches Geschirr im Schrank?
Also-sollte ich gaaaaanz zufällig mal in die Verlegenheit kommen sollte, meine eigene Finca einzurichten, das passende Geschirr hätte ich schon im Kopf. Man muss ja schließlich bei den wesentlichen Dingen anfangen, oder?
Die Produkte von Terra Cuita findet man unter anderem noch in Santanyi und auch Palma hat mittlerweile einen eigenen Showroom.
Ich kann aber wirlich nur jedem ans Herz legen, direkt nach Portol zu fahren, und ein wenig in der Werkstatt und dem angrenzenden Lager zu stöbern.
Zu verstehen, wie ein Produkt entstanden ist, welche Arbeitsschritte dafür nötig sind, und warum es so aussieht wie es aussieht, geben grade vermeintlichen Alltagsgegenständen wie einer Salatschüssel in meinen Augen eine ganz andere Wertigkeit und zaubern mir jeden Tag ein kleines Lächeln ins Gesicht.
Und die Produktpalette an kleinen und großen Tellern und Schüsseln, Platten und Bechern (hat man ja alles auch nie genug, oder?) und und und…, ist schier unerschöpflich, weswegen ich bestimmt nicht zum letzten Mal hier war.
Soviel zu meinem kleinen Abstecher in den Keramikhimmel, und beim Durch-den Ort-Fahren haben wir tatsächlich auch noch einen (den einzigen übrigens-für die viel gerühmte Mandelblüte waren wir nämlich offensichtlich wieder zu spät!) blühenden Mandelbaum gesichtet! Wenn das mal kein grandioses Finale unseres kleinen Mallorcatrips war!
Ich hoffe, unser kleiner Ausflug hat Euch gefallen, und Ihr seid beim nächsten Mal vielleicht wieder dabei!
bis dahin, hasta luego und habt’s fein,
britta
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