Mal eben kurz der Corontäne entfliehen, sich in den Bulli setzen und einfach irgendwo hinzufahren – das stand bei uns letztes WE auf dem Zettel. Denn auch wenn ich sonst gar nicht so obrigkeitshörig bin und hier in Schleswig-Holstein ja auch keine strikte Ausgangssperre herrscht, waren wir die letzten Wochen doch sehr brav, haben die Füsse still und uns an alle Empfehlungen gehalten. Dementsprechend war unser Radius aber auch tatsächlich -wie mein Vater immer so schön sagt- auf „die eigene Scholle“ sprich Haus & Garten beschränkt.
„Staycation“ – der neue Urlaub?
„Staycation“: dieser Begriff taucht momentan überall auf und scheint sich wohl (leider!) auch vom reinen Hashtag in die Realität unseres diesjährigen Sommers zu verwandeln… Für mich sind bisher 2 sehr schöne Mädelstrips ausgefallen. Und zwei weitere Urlaub, die wir aktuell in der Grob-Planung hatten, werden wir wohl ebenfalls erstmal auf Eis legen müssen.
Was mich komischerweise aber gar nicht so sehr stört. Weil ich mich mittlerweile ganz gut eingemuckelt hab‘ in meiner kleinen Corona-Blase. Und weil mich die Idee von Ferien vor der eigenen Haustür ja schon etwas länger umtreibt, die Idee von Mikroabenteuern, die einen ohne größere Planungen bzw. weite Anfahrtswege trotzdem Neues erleben, die Heimat mit ganz anderen Augen sehen lassen und so guttun. Ich mag den Gedanken von Ausflügen, die sich anfühlen wie kleine Kurzurlaube und die einen am Ende des Tages glücklich strahlend und berauscht von den Erlebnissen des Tages ins Bett plumpsen lassen.
Eine entsprechende Rubrik habe ich ja bereits im letzten Jahr auf dem Blog gestartet, und -Corona will es so- diese werde ich in diesem Jahr dann wohl endlich mal mit Inhalt füttern. Ich freu‘ mich drauf – und vielleicht ist für Euch ja auch die ein oder andere Ausflugsidee dabei.
Leben, wo andere Urlaub machen
Und wieder einmal bin ich sehr froh, Schleswig-Holstein meine Heimat nennen zu dürfen, denn auch DER Spruch ist nicht wirklich aus der Luft gegriffen. Abgesehen von den vielen schönen Ecken an Nord- und Ostsee, ist und bleibt Schleswig-Holstein einfach ein Flächenland mit dementsprechend vielen schönen naturnahen Gegenden, die es zu erkunden gilt. Solange Hotels, Gaststätten, Campingplätze & Co. noch geschlossen bleiben, kommen zwar nur Tagestouren in Frage, aber auch da sind wir hier im Norden mit vielen spannenden Zielen mehr als verwöhnt.
Diesmal gings für uns in die Geltinger Birk, ein Naturschutzgebiet, das schon sehr lange auf meiner Liste stand.
Warum ich da noch nie war? Ich weiß es ehrlicherweise nicht, denn es ist wirklich ausgesprochen schön. Und die Schlei und Umgebung sowieso eins unserer allerliebsten Spontan-Ziele.
Habt Ihr Lust auf einen Spaziergang um die Birk? Dann kommt einfach mit:
Naturschutzgebiet Geltinger Birk
Die Geltinger Birk ist ein knapp 800 ha großes Naturschutzgebiet auf einer Hlabinsel am Eingang der Flensburger Förde. Die Landschaft ist extrem abwechslungsreich, und geprägt von lichten Wäldern, Weideland, Mooren, Salzwiesen, Dünen, Strand und Strandseen.
Ein Markenzeichen der Birk ist neben ihrer Artenvielfalt an Flora und Fauna sicherlich auch die denkmalgeschützte Mühle am Eingang, die den bezaubernden Namen Charlotte trägt. Obwohl hier früher auch Korn gemahlen wurde, war sie hauptsächlich für die Entwässerung der Birk zuständig. Mittlerweile regelt aber ein Pumpwerk den Wasserstand und Charlotte ist genau wie auch die paar anderen Häuser in der Birk in den wohlverdienten Ruhestand sprich Privatbesitz übergegangen.
Durch das Naturschutzgebiet der Geltinger Birk führt ein dichtes und sehr gut ausgeschildertes Wegenetz. Und ich liebe übrigens solche hübschen Wegweiser, ist Euch das schon mal aufgefallen?
Für die Radfahrer unter Euch: einen eigens ausgewiesenen Fahrradweg gibt es hier auch!
Wir entscheiden uns für die längere Strecke, die einmal außen um die Birk herumführt. Und uns die ganze Zeit mit herrlichem Ostseeblick verwöhnt, sogar die dänische Küste und der Leuchtturm Kalkgrund (die Segler unter Euch werden ihn garantiert kennen!) waren bei dem klaren Wetter mehr als gut zu erkennen.
Auch wenn Dünen und Strände noch so sehr dazu einladen, einmal die Zehen in den Sand zu stecken oder in dem klaren Wasser zu plätschern – bitte nicht! Auch wenn es auf den ersten Blick nicht sofort sichtbar ist, auch die ufernahen Gebiete sind Nist- sowie Rastplatz für unzählige Vogelarten.
Ihr seht – Vogelkundler kommen hier sicherlich genauso auf Ihre Kosten wie Hobby-Botaniker. Wir sind weder noch – geniessen aber einfach die schöne Natur. Und retten nebenbei noch ein paar seltene Raupen, die sich fatalerweise den Fahrradweg als Sonnenplätzchen ausgesucht hatten.
Aus dem gleichen Grund herrscht im gesamten Gebiet natürlich auch strenge Leinenpflicht für Hunde (auch der sollte man dringend nachkommen: ein komplettes Hundeverbot steht wohl im Raum, weil sich leider nicht alle Hundehalter so einsichtig bzw. verantwortungsbewußt verhalten).
Wo die wilden Pferde wohnen
Was ist denn nun aber das Besondere an der Geltinger Birk? Mit Sicherheit nicht zuletzt die Tatsache, dass dort eine große Population an Koniks, also Wildpferden, beheimatet ist. Die Koniks gelten quasi als die Urpferde – und vielen dürften sie auch durch den letzten Roman von Maja Lunde ein Begriff sein. Zusammen mit Schafen und Galloways dienen die robusten Pferdchen hier der Erhaltung der Weidelandschaft und damit dem Naturschutz.
Das komplette Naturschutzgebiet ist außen rum zwar eingezäunt, aber innerhalb des Areals können sich die mittlerweile über 50 Tiere in ihren Herdenstrukturen frei bewegen.
Da das Gebiet sehr weitläufig ist, kann man nie sicher sein, sie auch tatsächlich zu Gesicht zu bekommen. Wir hatten aber großes Glück: 2 große Herden haben wir direkt zu Beginn gesehen, wenn auch in einiger Entfernung. Und ein kleineres Grüppchen am äußersten Ende unserer Runde aus nächster Nähe. Sogar ein paar neugierige kleine Fohlen waren dabei:
Urlaub am Rapsfeld: Reetdorf Geltinger Birk
Kurz vorm Leuchtturm Falshöft verlassen wir die Ostsee und begeben uns langsam auf den Rückweg. Hierbei führt uns der Krötenweg sogar direkt vorbei am Reetdorf Geltinger Birk, einer recht neuen Ferienanlage, die ich mir auch schon lange mal anschauen wollte.
Hier wurden auf dem Gelände einer ehemaligen Kasernen-Ruine 48 Ferienhäuser unter Reet gebaut. Sehr geschmackvoll, mit Augenmaß für die sie umgebende Natur und allerbestem Blick auf Salzwiesen und die dahinterliegende Ostsee. Auch wenn solche Feriendörfer immer einen leichten Retortencharakter haben – diese hier gefallen mir ausnehmend gut und ich würde sie gerne nochmal etwas näher in Augenschein nehmen. Den Ausblick finde ich jedenfalls schon mal fantastisch:
Wenn auch die Vegetation sonst noch nicht so sonderlich weit ist-zumindest der Raps stand in voller Blüte. Blauer Himmel an gelbem Raps: schöner und typischer könnte man Schleswig-Holstein wohl auch nicht malen!
Auf dem Rückweg stolpern wir sogar noch über einen der sogenannten „Netzausleger“: Zehn dieser Objekte, die Hängematte und Aussichtspunkt in Einem sind, wurden im Sommer 2018 an markanten Punkten entlang der Schlei aufgestellt und sollen den aktiven Urlauber zu einem kurzen Erholungspäuschen einladen.
Mal gucken, ob es uns im Laufe des Sommers vielleicht sogar gelingt, alle aufzuspüren.
Nach fast 12 Kilometern in den Beinen, tut es auf jeden Fall sehr gut, diese einmal kurz auszustrecken.
Unsere Tour endet mit einem letzten Blick auf Charlotte, diesmal in der Rückansicht, und schon sind wir wieder am Parkplatz angelangt. Wer jetzt eine wohlverdiente Erfrischung braucht – hier gibt’s einen kleinen Kiosk.
Wir sind glücklicherweise aber mit dem Bus unterwegs und autark, was die Versorgung mit Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken angeht und suchen uns ein nettes Plätzchen an der Küste, bevor es wieder zurück nach Hause geht.
Die Schlei: immer einen Ausflug wert
Hoffe, unsere kleine Tour hat Euch gefallen. Und wen es in diese Gegend verschlägt, dem sei noch gesagt, dass es ein paar Kilometer weiter südlich traumhaft schöne (Natur-) -Strände gibt und Ihr Euch in Kappeln & Maasholm mit einem leckeren Fischbrötchen und Hafenpanorama stärken könnt. Oder aber Ihr macht noch einen kleinen Abstecher nach Arnis, denn die kleinste Stadt Deutschlands ist auch IMMER einen Abstecher wert ist. Die habe ich Euch übrigens hier schon mal vorgestellt.
Das war also der Auftakt unser kleinen Staycation-Reihe. mal schauen, wo es uns das nächste WE hinverschlägt. Das Wetter soll ja Bombe bleiben und ich werde selbstverständlich berichten.
Bis dahin bleibt gesund, bleibt tapfer und vielleicht habt Ihr ja auch die Möglichkeit zu einer kleinen Landpartie.
Und vielleicht schreibt Ihr mir ja mal Eure Liebingsziele in die Kommentare, ich freue mich auch immer über neue Tipps.
Eure Britta
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